Montag, 25. März 2013


Hildegard von Bingen – Heilerin mit spiritueller Kraft. Teil 1: Mittelalter-Mystikerin bis heute erfolgreich

Es gibt nur wenige Menschen, die auch viele hundert Jahre nach ihrer irdischen Erdenwanderung noch so viel Gutes bewirken wie die einstige Äbtissin Hildegard von Bingen. Vielleicht mag es daran liegen, dass die im elften Jahrhundert geborene Kirchenfrau mit ihren hohen, spirituellen Anlagen dazu ausersehen worden war, anderen Menschen, vor allem Kranken, zu helfen. Erstaunlich ist, dass die heutige Wissenschaft die Erkenntnisse und Heilmethoden der Mystikerin in hohem Umfang, nämlich zu über 80 Prozent, bestätigt. Manche Beobachter behaupten, dass bei den übrigen 20 Prozent möglicherweise die Forscher noch nicht so weit sind. In den folgenden Wochen wollen wir einen kleinen Ausschnitt des Schaffens der bedeutungsvollen Mittelalter-Mystikerin präsentieren und auf einige der beeindruckenden Heilrezepte und ihre Anwendung hinweisen, die glücklicherweise mehr und mehr in den Fokus der Öffentlichkeit geraten.

Als ich vor einigen Jahren auf die ganzheitlichen, also natürlichen und schlüssigen Empfehlungen Hildegard von Bingens stieß, konnte ich nicht ahnen, welche durchschlagende Heilkraft uns aus den vor vielen hundert Jahren niedergeschriebenen Verordnungen erwächst. Die hier und in den folgenden Artikeln genannten Empfehlungen entstammen also durchaus auch eigenen Erfahrungen, durch die meine Familie, zahlreiche Freunde, Bekannte und Kollegen und natürlich ich selbst schon enorme Hilfe erfahren durften.
Doch vor allem sollen die Aussagen des renommierten Konstanzer Arztes Dr. Gottfried Hertzka, der die Hildegard-Aufzeichnungen kurz nach dem Zweiten Weltkrieg für die Öffentlichkeit entdeckte und übersetzte, zum Ausdruck kommen, ebenso wie auch die liebevollen und gleichzeitig hochprofessionellen Empfehlungen des langjährigen Heilpflanzen- und Hildegard-Experten Helmut Posch und des bekannten deutschen Hildegard-Fachmanns  Dr. Wighard Strelow. Hertzka ebnete Hildegard von Bingen für die Jetztzeit den Weg. Neun lateinische Bücher hatte sie geschrieben, unter anderem über die Heilkräfte der Lebensmittel in der Natur ebenso wie über die Ursache von Krankheiten und ihre Behandlung.
In deutschen Reformhäusern und Bioläden ist es leider heute immer noch weitaus schwieriger, ein gutes Hildegard-Sortiment zu finden (vor allem im Norden und Osten), als beispielsweise in Österreich und auch der Schweiz, wo man schon weiter ist. Doch gibt es mittlerweile ja den bequemen Weg des Internets, um seltene Mischungen und Heilpflanzen schnell und problemlos beziehen zu können.
Seit Jahren versorge ich mein Umfeld mit den Gesundheitsrezepten von Hildegard von Bingen, ob es sich bei den Unpässlichkeiten um Erkältungen, Migräne, Magen- und Darmprobleme handelt, oder ob es sogar um etwas schwerwiegendere Angelegenheiten wie Nierenschmerzen und sogar Nierensteine oder auch um Leberprobleme geht. Gelenk- und Rückenschmerzen und müde Knochen gehören inzwischen ebenfalls zum Behandlungsspektrum, wie auch die alljährliche Entschlackungs- und Fitnesskur, der berühmte »Maitrank«, der den Körper auf wohltuende Art in aller Regel wieder dorthin bringt, wo der Mensch ihn am allerliebsten das ganze Jahr über hätte: in einem Zustand der Frische, des Wohlfühlens und der Elastizität.
Wichtig ist es, an dieser Stelle zu betonen, dass man zwar eine Menge Symptome mit Hildegard-Empfehlungen behandeln kann. Jedoch kann in einigen Fällen von Krankheit und Schmerzen selbstverständlich der Weg dennoch nirgendwo anders hin als schnurgerade zum Arzt führen. Denn wenn auch viele Störungen und Beschwerden mit der ganzheitlichen Heilmethode der ehemaligen Kirchenfrau gut in den Griff zu bekommen sind, so versteht es sich bei ernsten Problemen doch von selbst, unverzüglich den Rat des medizinischen Fachmanns zu suchen.
Hildegard von Bingen lebte von 1098 bis 1179. Geboren in der Nähe Alzeys in Rheinland-Pfalz, war sie bereits in der damaligen Zeit eine Ausnahmeerscheinung: Einerseits gründete sie ihr eigenes Kloster ohne Unterstützung der Kirche und des Staates, und ging einen zu jener Zeit ungewöhnlich erfolgreichen und  selbstbewussten Weg. Andererseits wurde Hildegard wegen ihrer Visionen, Prophezeiungen und Veröffentlichungen nicht selten angefeindet und befand sich immer wieder in Gefahr, als Ketzerin und Hexe angeklagt zu werden. Sie wurde 82 Jahre alt.
In einer der zahlreichen Biografien der Klosterfrau heißt es, alle Versuche, ihr Wissen auf eigene Erkenntnisse und Erfahrungen einer der ersten deutschen Naturwissenschaftlerin und Ärztin zurückzuführen, seien bis heute nicht nur gescheitert, sondern stünden sogar im Widerspruch zu ihren eigenen autobiografischen Aussagen. Hildegard schildert dem Mönch Wibert von Gembloux, wie sich ihre Visionen aus dem Licht zutrugen:

»Von meiner Kindheit an erfreute ich mich der Gabe dieser Schau in meiner Seele bis zur gegenwärtigen Stunde, da ich schon mehr als 70 Jahre alt bin. Und meine Seele steigt, wie Gott will, in dieser Schau bis in die Höhe des Firmamentes und die verschiedenen Sphären empor und hält sich bei verschiedenen Völkern auf, obgleich sie in fernen Gegenden und Orten weit von mir entfernt sind. Und da ich dies auf solche Weise in meiner Seele schaue, erblicke ich auch den Wechsel der Wolken und anderer Geschöpfe. Ich sehe dies aber nicht mit den offenen Augen und höre es nicht mit den äußeren Ohren; auch nehme ich es nicht mit den Gedanken meines Herzens wahr noch durch irgendeine Vermittlung meiner fünf Sinne, vielmehr einzig in meiner Seele, mit offenen Augen, sodass ich niemals die Bewusstlosigkeit einer Ekstase erleide, sondern wachend schaue ich dies bei Tag und Nacht.«
Hildegard von Bingen hatte einen tiefen Bezug zu Gott. Die Mystikerin sah in der ganzenSchöpfung, in den Pflanzen und Tieren und sogar in den Steinen geheime Heilkräfte verborgen. Das schöpferische System erschien ihr von höchster Intelligenz entworfen. Hildegards ganzheitliches Heilen umfasst mehrere Fundamente: Sie arbeitet Hand in Hand mit der Natur. Lebensmittel betrachtet sie nicht allein als gesunde Sattmacher, sondern sie heilt mit ihnen.
Jedes Frühjahr steht bei Hildegard für ein Großreinemachen des Körpers. Dazu gehören Entschlackungsmittel und Entgiftungskuren wie der »Maitrank«, wie auch unterschiedliche Ausleitungsverfahren in Form des Aderlasses und des Schröpfens. Die Seele des Menschen muss bei diesen Prozessen mitschwingen, der Geist sich läutern und lösen von allzu Irdisch-Materiellem. Positive, lichte Gedanken unterstützen jeden Heilungsprozess, eine gesunde Portion Humor ebenso.

Lesen Sie weiter in Teil 2

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